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Mit Temperament und Hingabe spielen Anna Yarovaya und Marina Kheifets vierhändig auf dem Flügel die fantasievollen Variationen zur Melodie von „Moskauer Nächte". FOTO: JACQUELINE SCHULZ

Rhapsody - ein ganz besonderes Duo

Zwei virtuose Pianistinnen zauberten mit vier Händen

Die Melodie „Moskauer Nächte" erklingt am Sonntag in der Studiobühne. Alexander der Rosenblatt, der rassische Pianist und Komponist Neuer Musik, hat seinem „Concertino on two Russian Themes" dieses populäre Stück zugrunde gelegt sowie die volkstümliche Melodie von „Kalinka". Mit sichtlicher Spielfreude und absolut perfekt spielen die blonde Anna Yarovaya und die dunkelhaarige Marina Kheifets vierhändig auf dem Flügel die fantasievollen Variationen, die aus übermütigen Trillern und rasanten Läufen bestehen. Den so genannten Balalaika-Effekt erziele man beispielsweise nur, wenn man die Finger in rasender Geschwindigkeit über den Tasten flirren lässt wie Vogel-schwingen, erklärt Anna. Das klingt dann etwas blechern wie Jahrmarktmusik. Doch das turbulente Stück hat auch Jazzige und klassische Klänge zu bieten, sogar etwas Folk-Rock ist dabei. Die beiden jungen Frauen aus Düsseldorf haben russische Wurzeln und sind Jüdinnen. Anna ist vor drei Jahren nach Deutschland gekommen, Marina lebt schon seit 16 Jahren hier. Beide haben sich bereits als Solistinnen bewährt, bevor sie sich 2004 zum Duo Rhapsody zusammenschlossen. „Wenn man sich gut versteht, dann ist es kein Problem, sich die Klaviatur zu teilen", belichtet Marina, das sei dann in etwa so wie in einer guten Partnerschaft. „Man muss unter schiedlich sein, um das Publikum zu interessieren", sagt Anna Yarovaya. Marina sei eine starke Frau, fast wie eine Mutter für sie. „Im Klavierspielen ist aber Anna stärker", verrat Marina Kheifets gerührt. Ob sie zwei-, drei- oder vierhändig spielen, das Ergebnis klingt immer wie aus einem Guss.

Das Spiel der beiden Pianistinnen ist perfekt aufeinander abgestimmt, keine von ihnen dominiert. Ihr Anschlag ist leicht und kräftig zugleich. Bevorzugt beschäftigen sich die beiden mit Werken jüdischer Komponisten. So bekommen die 70 Zuhörer neben Alexander Rosenblatt auch das Andante con Variazioni von Felix Mendelssohn Bartholdy zu hören. Das Adagio aus der Serenade Nr. 1 D-Dur von Johannes Brahms haben die Künstlerinnen dem unlängst verstorbenen Paul Spiegel gewidmet, den sie sehr verehrt haben. Von George Gershwin erklingen drei Präludien und natürlich die Rhapsody in Blue, die dem Duo seinen Namen gab. Besonders lieben Yarovaya und Kheifets die Musik von Astor Piazzolla. Ein wunderbarer Hörgenuss ist sein berühmter Libertango auf dem Klavier. Eine große Herausforderung für die Pianistinnen bedeutet seine Fuge. „Dabei handelt es sich um ein polyphones Stück, bei dem jede Hand eine eigene Melodie führt", erläutert Marina Kheifets, Mutter einer 17-jährigen Tochter, die ihrerseits bereits Bundessiegerin bei Jugend musiziert" im vierhändigen Klavierspiel geworden ist. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

Mit Temperament und Hingabe spielen Anna Yarovaya und Marina Kheifets vierhändig auf dem Flügel die fantasievollen Variationen zur Melodie von „Moskauer Nächte".

ANN BRÜNINK

Aus harmonischem Zusammenspiel bricht sich die Emotion eine Bahn Badische Zeitung

Mit bravourösem vierhändigem Klavierspiel gastieren Marina Kheifets und Anna Yarovaya im Simon-Veith-Haus der jüdischen Gemeinde Emmendingen.

Marina Kheifets und Anna Yarovaya blicken sich tief In die Augen. Ein Inniger Blick, der große Vertrautheit verrät und dann legen die beiden Pianistinnen los. Ohne Umschweife greifen sie voll In die Tasten des Klaviers im Gemeindesaal der jüdischen Gemeinde im Simon-Veith-Haus und lassen vom ersten Moment an alles Andere vergessen.

Aus Moskau kommt Anna Yarovaya und aus dem ukrainischen Lvov, der Partnerstadt Freiburgs, Marina Kheifets. Auf den ersten Blick zwei Frauen, die äußerlich wenig gemeinsam haben und doch ein Paar, das sich als Verbindung glanzvoll harmonisierender Schwestern in der Kunst erweist. Schwestern der Musik, die mit ihren vier Händen dem Piano faszinierende Klangbilder entlocken.

Mit dem Andante con Variazione von Felix Mendelsohn-Bartholdy spielt das Duett zum Auftakt seines Programms ein Werk der klassischen Klaviermusik, mit dem die beiden Künstlerinnen schon anklingen lassen, mit welch groß artiger Harmonie sie das vierhändige Klavierspiel beherrschen. Mal bedächtig, mal wieselflink, gleiten Ihre Finger Über die schwarzen und weißen Tasten.

Wenn dem Auftakt noch eine gewisse Distanziertheit anhaftet, dann wird das Spiel der beiden Konzertpianistinnen spätestens mit den Präludien von Georg Gershwin zur puren Emotion. Dass sie zu Gershwin ein besonderes Verhältnis pflegen, drücken sie nicht nur in der Wahl ihres Namens aus. „Rhapsody" nennt sich das Klavierduo nach der „Rhapsody In Blue" und diese führen sie mit einer großartigen Intensität auf. Mal scheinen sie die Töne aus dem Instrument regelrecht hämmern zu wollen, dann wieder entzaubern sie dem Klavier ganz leichte, feine Melodien. Mal im Gleichklang, dann wieder gegeneinander spielend oder im Wechsel immer wieder von der Mitspielenden übernehmend.

Im Tango gipfelt die Intensität der beiden Musikerinnen

Kaum zu glauben, dass diese Intensität noch zu steigern ist, doch mit Liber Tango, einer Komposition des argentinischen Bandoneonvirtuosen Astor Piazzolla, arrangiert von Alexander Grinberg, gelingt dies dem Duo. Während Anna Yarovaya mit geradem Rücken, in gestreckter Haltung, die Strenge und Disziplin des Tango verkörpert, ist ihre Mitspielerin Marina Kheifets in fließend weiche, innige Bewegungen " vertieft und diese Körperhaltung übertragen beide in ihr Spiel. Dieses spielerische Musizieren, das zugleich eine unbeschreibliche Intensität erreicht, setzen die beiden Künstlerinnen auch in ihrem letzten Werk fort. Alexander Rosenblatt, russisch-jüdischer Komponist der Gegenwart, verbindet In seinem „Concertino" russische Volksweisen zu einem anspruchsvollen Werk für vierhändiges Klavier. Beschwingt ansteckend und zu gleich voller Ausdruckskraft, mit viel Harmonie und auch Ecken, Kanten und Brüchen, die dem Werk einen starken Charakter geben. Ein Konzert, von selten erlebter Intensität, in einer dichten Atmosphäre, zu der die Intimität des Saals im Simon-Veith-Hauses merklich beitrug. Ein beachtlicher Beitrag der Jüdischen Gemeinde zum kulturellen Leben Emmendingens, der bedauerlicherweise viel zu wenig Aufmerksamkeit fand.

Markus Zimmermann-Dürkop

Pianomusik voller Leidenschaft -Marina Kheifets und Anna Yarovaya.